Welpenzählung im Ultraschall
Da mehrfach nachgefragt wurde, ob im Ultraschall eine genaue Welpenzählung möglich ist, möchte ich hier das Thema ein wenig erläutern:
Ein Ultraschallbild ist ein Schnittbild. Deshalb müssen wir gedanklich folgendes Experiment machen:
10 Würmer sollen sich gleichmäßig verteilt in einem Apfel verstecken. Nun schneiden wir den Apfel in der Mitte durch. Wenn wir dann auf eine der beiden Schnittfläche des Apfels schauen, sehen wir ein „Schnittbild“, wie das auch bei der Ultraschalluntersuchung entsteht.
Alle Würmer werden wir nicht sehen. Mit viel Glück haben wir mit unserer Schnittebene einen Wurm der Länge nach angeschnitten und sehen seinen Anschnitt von einer bis zur andern Spitze des Wurms. Vielleicht sehen wir einen Wurm mehrfach in kurzen Stücken, weil er sich immer wieder in die Schnitteben hinein und wieder hinaus „ringelt“. Wenn ein Wurm senkrecht zur Schnitteben im Apfel steckt, sehen wir ihn nur als einen Kreis.
Alle Welpen auf ein Bild zu bekommen, ist genauso unwahrscheinlich, wie alle Würmer im Apfel mit einem Schnitt zu finden, egal wie man diesen Schnitt legt. Um alle zu entdecken, muss man den Apfel in viele dünne Scheibchen schneiden. So macht man das zum Beispiel in der Kernspinntomographie. Auch im Ultraschall ist das möglich. Bei Organen die überwiegend Wasser enthalten (Leber, Milz, Nieren, Herz) kann man mit dem Durchschwenken des „Schallkopfes“ durch ein Organ ebenfalls mit solchen „Scheibchen“ das Organ durchfächern.
Wasser lässt die Ultraschallwellen durchtreten ohne dass diese reflektiert (zurückgeworfen) werden. Deshalb sieht man bei Strukturen, die nur aus Wasser bestehen (Inhalt der Harnblase) nur „schwarz“. Gewebe besteht aus vielen verschiedenen Materialien (Wasser, Fett, Eiweiß). Jeder Materialwechsel (Grenzfläche) wirft ein Teil der Schallwellen zurück. Diese zurückgeworfenen Signale kann die Ultraschallsonde aufnehmen und auswerten. Im Bild wird der „Ort“, von dem das Signal kommt, als „weißer Punkt“ dargestellt. Für eine Ultraschalluntersuchung gibt es leider „Störquellen“. Luft ist ein solcher Störenfried.
Die Gebärmutter liegt unterhalb des Darms. Wächst sie mit zunehmender Trächtigkeit in Richtung des Bauchraums an, wird sie teilweise von Darmschlingen umgeben. Darm enthält immer Luft. Die Darmbakterien bilden diese (Kohlendioxid, Methan). Die Ultraschallwellen können die Luftbläschen im Darm nicht durchdringen, sondern werden von diesen zurückgeworfen. Befinden sich also Darmschlingen zwischen einem Teil der Gebärmutter und dem Schallkopf des Ultraschallgeräts, werden die Welpen in der Gebärmutter von einem „Konfettiband“ (Luftdarstellung) verborgen. Dahinter ist nichts mehr zu sehen. Deshalb ist es schwierig, alle Welpen zu finden.
Mit einem herkömmlichen Ultraschallgerät gelingt ein sicherer Nachweis der Trächtigkeit erst gegen Ende der 3. Wochen nach dem ersten Decktag (20.-22.Tag). Ungefähr ab dem 25. Tag kann mit Hilfe eines speziellen Ultraschallsignals (Dopplersignal) das Schlagen des Herzens und auch die Blutzirkulation in der Nabelschnur dargestellt werden. Somit ist auch der Nachweis möglich, dass ein Welpe (in dieser Zeit als Embryo bezeichnet) lebt. Gegen Ende der 3.Woche sind die Welpen noch sehr klein (ca. 1cm). Die Gebärmutter liegt nur teilweise der Bauchwand an. Somit stört die Darmluft erheblich beim Zählen. Später werden die Welpen größer und die Gebärmutter beginnt der Bauchwand in einem größeren Bereich anzuliegen. Einen Teil der Welpen kann man nun störungsfrei mit dem Ultraschall untersuchen und im Bild darstellen. Da die Welpen aber auf zwei Hörner des Uterus (Gebärmutter) verteilt sind und diese Hörner sich weit in die Bauchraum und später bis unter die Rippen strecken können, „erwischen“ wir bei der Untersuchung nicht alle optimal. Die Zählung bleibt auch unter den verbesserten Bedingungen ungenau. Eine alte Züchterregel sagt deshalb, dass man die beobachten Welpen x 1,5 bis x2 nehmen kann.
In unserer Ultraschalluntersuchung am 38. Tag waren die Welpen schon ca. 5cm lang. Ab dem 30.Tag sind alle Organe angelegt. Man spricht ab diesem Zeitpunkt deshalb von Föten. Beim Fötus sind die einzelnen Organe schon im Bild sichtbar. Deshalb habe ich beim längs getroffene Fötus das Herz mit einer roten Linie umfahren. Wenn man sich nun vorstellt, 8cm große Bällchen mit der umgebenden Fruchtblase (Flüssigkeit in dem die Föten schwimmen, im Ultraschall schwarz) im Hundebauch unterzubringen kann man sich ungefähr vorstellen wie sich die Welpen schon am 38. Tag im Bauchraum ausgedehnt haben.
Da wir gerade bei der Entwicklung der Föten sind: Da die Organe so schnell wachsen, dass das Längenwachstum nicht mehr mitkommt, werden die Darmschlingen ab dem 30. Tag erst einmal außerhalb der Körperhöhle „geparkt“ (physiologischer Nabelbruch). Gegen den 40. Tag erfolgt die Rückverlagerung in die Bauchhöhle. Auf den Bildern vom 38. Tag sind die Knochen-/Skelettanteile (insbesondere des Schädels) schon gut zu erkennen. Auch Knochen, in den bereits Mineralien (Calcium) eingelagert wurden, liefert viele Signale (weiße Punkte).
Ab dem 40. Tag sind die Knochen schon so mineralisiert, dass man im Röntgenbild die Welpen nun genau zählen kann. Allerdings bedeutet das Röntgen in der Arztpraxis unter Umständen auch einen nicht unerheblichen Stress für die Hündin und muss deshalb gut überlegt werden. Die Strahlendosis moderner digitaler Röntgengeräte ist ziemlich gering. Eine Schädigung ist dadurch eher unwahrscheinlich.