Schwarzwildgewöhnungsgatter Louisgarde
Wie oft im Leben lief der Besuch im Gatter ganz anders ab, als besprochen. 2017 wurden die A-Wurf-Welpen vom Salonwald mit knapp 6 Monaten noch direkt ins „Anfängergatter“ mit Sauen, die sich nicht stellen, geschickt. Deshalb hatten wir nach dem Studium der Homepage des LJV BW für die 5 teilnehmenden Junghunde auch einen Gatterbesuch gebucht.
Gott sei Dank hatte der Führer von Ares vor dem Anmarsch der anderen Welpen um 09.00 Uhr einen „Welpen-Korridorbesuch“ um 08:30 Uhr gebucht. Bei der Anmeldung wurden wir vom jetzigen Gattermeister Dr. Werner Schreiber aufgeklärt, dass das Konzept umgestellt wurde. Um die Azubis nicht durch einen heftigen Kontakt mit den Schwarzkitteln zu „verbrennen“ geht jeder junge Erstbesucher an den neu gebauten Welpenkorridor. Dort können die Sauen von einem Mitarbeiter des Gatters (in unserem Fall vom sehr sympathischen Jochen 😊) hin und her bewegt werden. Dazu „treibt“ er diese im ca. 3m breiten Korridor ein wenig an. Durch die geringe Breite des Korridors kommt der Hund (getrennt durch einen Doppelzaun) sehr nahe an die Sauen heran. Da diese Hunde gewöhnt sind, scheuen sie sich auch nicht, direkt Schnauze zu Scheibe an den Zaun zu stehen. Ohne Bewegungsmotivation würden sich die Hosenflicker von den kleinen „Schissern“ nicht bewegen lassen. Das Drahtgeflecht verhindert, dass die Junghunde ihre vorlaute Schnauze ins Gatter stecken und die wehrhaften Sauen die empfindlichen „Partien“ unfreundlich behandeln können. Wenn die Kleinen unter Anrüden der Führer Laut geben, kann der Gattermitarbeiter die Schwarzkittel in Bewegung bringen. Stolz, etwas „erreicht“ zu haben, können die jungen Hunde „mitrennen“. Durch diese Taktik lässt sich das „in Bewegung bringen“ der Sauen sehr gut simulieren und das Selbstvertrauen der jungen Hunde aufbauen.
Alle Welpen haben zügig Mut gefasst und gezeigt, dass sie einen lockeren Hals haben. Unserem „Größten“ war der Zaun nicht ganz geheuer. Er wollte nicht recht heran an den Zaun und schon gar nicht seinen Laut hören lassen. Auch das Dazuschnallen der lauten Schwestern brachte keine Änderung seines Verhaltens. Jochens kreative Idee, den Hundeführer mit in den Korridor zu holen und mit ihm gemeinsam die Sauen zu bewegen, war ein Volltreffer. Einmal von dort angefeuert war der Jungspunt nicht mehr zu stoppen und er wäre am liebsten über den Zaun gesprungen. Dass auch Zäune nicht ganz ungefährlich sind, musst die kleinste, aber taffe Schwester Anni lernen. Ein kleiner Schmiss an der Schnauze durch einen abstehenden Draht wurde fachgerecht mit Dr. Schreibers Desinfektionsmittel versorgt.
Da unsere Erwartungen schon stark auf einen „Test“ innerhalb des Gatters ausgerichtet waren, kam uns der Gattermeister entgegen und die Halbwüchsigen durften an der langen Leine noch im Gatter direkt in die Nähe von 2 Sauen und diese „Verbellen“. Dass die aktuellen Sauen anders sind als die vor 5 Jahren, war schnell zu erkennen. Völlig furchtlos vor den „Kleinen“ ließen sich die beiden „Koffer“ nur vom Gattermeister „überzeugen“ aufzustehen und ein paar Meter Strecke zu machen. An der langen Leine durften die Junghunde mit genügend Abstand hinterher. Annäherungen der mutigen Zwerge wurden mit Stellen und im Falle von Ayla mit einer Respekt einflößenden Attacke beantwortet. Damit waren Dr. Schreibers Bedenken anschaulich dargestellt. Gut, dass das bei meiner „Kleinen“ passierte. Sie ist in keiner Weise „nachtragend“. Den „Elektroschock“ der Pferdekoppel hat sie vor ein paar Tagen weggesteckt ohne allzu großen Respekt vor Zäunen zu erwerben. Im Welpenkorridor war sie allerdings nach dem Ereignis nicht mehr zur „Mitarbeit“ zu bewegen und wollte lieber mit den Geschwistern herumtoben. Der Grat zum negativen Erlebnis und dem „Verderben“ des Hundes ist schmal und somit verständlich, warum das Konzept beim aktuellen Sauenbesatz methodisch anders vorgeht als vor einigen Jahren.
Auch sonst hat sich im Gatter einiges getan. Die Sauen haben jetzt Rückzugsräume in denen keine Ausbildung stattfindet. Wegen negativer Erfahrungen mit missverständlichen „Postings“ in sozialen Medien sind Film- und Fotoaufnahmen nicht mehr erwünscht. Deshalb gibt es auch keine Bilder von mir vom Besuch. Ich war eh zu beschäftigt und zu entzückt von „meinen“ Welpen, um die Kamera zu zücken… Die vom Ausbilder „authoroisierten“ Handybilder ohne Sauen von den Teilnehmern habe ich in der Gallerie eingefügt.
Ich hoffe, durch die Beschreibung wird genügend deutlich, dass es bei dieser Form der Hundeausbildung nicht darum geht Hunde auf wehrlose Kreaturen zu hetzen. Das sind Sauen sowieso nicht… Vielmehr soll das Selbstvertrauen des Hundes aufgebaut werden, Sauen zu finden und in gebührendem Abstand in Bewegung und vor den Schützen zu bringen. Anderes ist eine waid- und tierschutzgerechte Jagd ohne Verletzungsrisiko für den Hund und unnötigen Stress für das Wild nicht möglich.
Ally durfte nach der durch den Wurf verpassten Saison zeigen, dass ein rechter Sauenjäger in ihr steckt und den versammelten Führern im Prüfungsgatter 2 demonstrieren, was am Ende der Ausbildung erwartet wird. Mit Mikut-Schlagschutzweste auf die Arbeit eingestimmt, wollte sie es erst nicht so richtig glauben, dass sie „loslegen“ darf. Nach einigen Blicken zurück zu mir und einem irritierten Winden in die Richtung des sauenbesetzten Nachbargatters suchte sie das weitläufgige Gatter systematisch ab. Am Beginn der warmer Fährte war 2 Mal kurz ein Laut zu hören, dann erklang wenig später ein stetiger Laut. Dieser ging in der Nähe der Sauen in einen giftigen Standlaut über. Die Schwarzkittel wurden wie gewünscht in korrektem Sicherheitsabstand in Bewegung gebracht und anhaltend erfolgt. Nach angemessen langer Verfolgung kam die Dame mit heraushängender Zunge zur versammelten Truppe zurück.
Viktors (Ausbilder) Statement, bestätigte die korrekte Arbeit: „Die ist „fertig“ und braucht keine Ausbildung mehr! Man sieht, dass sie auch schon im echten Leben, gelernt hat, an Sauen zu arbeiten. Weitere Besuche würden sie nur langweilen, weil sie weiß, dass das hier kein Ernst sondern Spiel ist.“ Ich war trotzdem stolz und beruhigt, dass die „Mama“ nach der Trächtigkeit noch in Form ist und ich den Welpenbesitzern nicht zu viel von den Anlagen der Mutter versprochen habe 😉
Zum Abschluss durften die Welpen und ihre Mutter mit dem Wachtel des Gattermeisters und einem weiteren Wachtelhundrüden, sowie mit meinem2-jährigen „Patenhund“ Dachsbracke Berta, die ebenfalls eine begeisternde Leistung im Gatter gezeigt hat, toben. Völlig platt konnte die ganze Truppe in die Boxen zur Heimfahrt verstaut werden.
Mit der Änderung der Gatterstrategie ändern auch wir den Plan. Der nächste Besuch ohne Leine direkt an der Sau erfolgt nach Absprache mit der Gatterleitung im September. Hunde für die es einen Mehrwert bedeutet, erhalten vor der Winterpause Ende Oktober und rechtzeitig zur Bewegungsjagdsaison eine 3. Lehreinheit.
Für die sehr wertvolle und sympathische Unterstützung der 3 Ausbilder Viktor, Jochen und Dr. Werner Schreiber sind wir sehr dankbar und freuen uns auf den nächsten Besuch!