Ayla hat die Anlagenprüfung erfolgreich gemeistert!

Die letzten Monate waren ein Auf und Ab der Gefühle. Eigentlich war Aylas AP erst für das Frühjahr 2023 geplant. Nach einer überzeugenden Leistung bei einer Übung Ende Juni dachte ich, Ayla wäre reif für die Prüfung. Über 1 km hatte sie einen von 2 aufgestandenen Hasen fährtentreu durch den Kessel gejagt bis dieser im 5m Abstand wieder vor mir die Wiese kreuzte. Das war eine einwandfreie Hasenarbeit! Worauf also warten?

Seit diesem Hund weiß ich, dass die Entwicklung bei einer Bracke nicht zwangsläufig linear abläuft wie das bei bei Ally, Aylas Mutter, der Fall war.

Kaum war die Anmeldung auf die letzten Plätze der AP abgeschickt, traten die erste Zweifel auf, mit der frühen Anmeldung für die Prüfung das Richtige getan zu haben. Angesetzt an der frischen Hasenspur hopste Ayla wie ein Gummiball mit hoher Nase über die Wiese ohne von der Bodenwitterung des Hasen auch nur die geringste Notiz zu nehmen.  Weitere Übungen brachten das gleiche Ergebnis. Da war „keine Spur“ mehr vom Jagen auf der Hasenspur!

Aber zum Glück war die kleinen Hundedame ja wenigstens schussfest. Das hatte ich früh ab dem 3 Monat mit der schussfesten Mutter als „Begleitung“ geübt. Gegenüber Schüssen war Ayla bisher völlig gleichgültig. Nach dem Hasenfiasko wollte ich wissen, ob wenigstens diese Leistung noch Bestand hatte. Während Mutter und Tochter im Spiel über die Wiese schossen, zündete der Schrotschuss. Fast so schnell wie der Schuss war die kleine Hundedame auf dem Beifahrersitz im Auto und wollte diesen nicht mehr verlassen. Mist! Auch das konnte ich jetzt neu aufbauen!

Jagdfreund Steffen hatte schließlich die zündende Idee: „Lass Sie uns mit den Fährtenübungen wieder auf die Nase bringen“ und „die Reizangel ist für sie das Größte. Also schießen wir nur noch, wenn du mit ihr an der Reizangel spielst“. Über die nächsten Wochen wurden also statt den Hasenübungen Fährten mit dem Fährtenschuh getreten. Außerdem wurde mehr als eine halbe Hirschdecke an der Angel verbraucht. Nachdem sie sich beim Reizangelspiel nicht mehr stören ließ, wurden die Deckenfetzen über die Wiese geworfen, um eine ausreichende Distanz für den Schuss und eine Beschäftigung sicher zu stellen. Wir waren erfolgreich! Sicherheitshalber wurde das Deckenfetzenspiel bis zur Prüfung beibehalten. Das war auch für die Prüfung sehr hilfreich. Als Ayla sich nicht richtig lösen wollte konnte so einer der Prüfer ein paar Lehmklumpen werfen. In der Annahme Deckenfetzen zu suchen, begann sie sofort mit dem Stöbern😉.

Das Gejohle beim Spiel zusammen mit den Schüssen war wohl so beindruckend, dass die in der Nähe ansitzende Jagdkollegin den Förster alarmierte um nachzusehen welche Horde Irrer auf der Wiese Schüsse abfeuert. Aber wie schreibt der „(Jagdhunde)versteher“ Herr Fichtelmeier in seinen Büchern  sinngemäß: „Wenn jemand Sie für einen Irren hält und den Rettungsdienst alarmiert, liegen Sie genau richtig mit Ihrem Verhalten!“

Beim ersten Hasen nach 3 Wochen Fährtenarbeit war wieder eine respektable Leistung zu sehen. Geschafft!

Von wegen! Die erste Läufigkeit begann. Madam wollte sich partout nicht mehr von mir lösen. 50m Hasenspur und die Arbeit war beendet. Eine weitere Strategie war nötig, um die kleine Dame wieder von mir zu lösen. Also ließ ich sie ab September mit der Mutter stöbern und jagen. Der Plan war erfolgreich. Gemeinsam waren sie bis über einen Kilometer unterwegs. Die Mamma achtete stets drauf, dass die Kleine mit zurückkam. Nun sollte sie das großräumige Jagen aber auch alleine zeigen…

Das Kehler Revier eines Freundes ist „hasenstark“. Wie bei Ally waren er und seine Frau bereit, mir erneut Schützenhilfe in der Hundeausbildung zu geben. Auch ein Freund aus einem Acherner Revier unterstütze uns nach Kräften. Bei mehreren Übungen konnten wir so eine gute Ablösung erreichen, in dem wir sie abwechselnd stöbern ließen und Prüfungsszenarien übten.

Wären diese Problem noch nicht genug. Plötzlich wollte diese Bracke nicht mehr laut jagen. Sie schien vielleicht gemerkt zu haben, dass sie stumm näher an den Hasen herankam. Zum Haareraufen! Auch im Saugatter vor 3 Wochen war sie kaum noch laut zu bekommen. Ob es die Arbeit an der Pendelsau gebracht haben oder Steffens Bellübungen? Ich habe keine Ahnung! Irgendwann war sie wieder laut!

In den letzten beiden Wochen wurde das Übungs-Finale eingeläutet. Gott sei Dank, durften wir in Kehl so viel üben wie wir wollten. Zuletzt waren 50% der Hasenfährten mit einer Jagd über 5min verbunden. Aber auch schlechte Leistungen waren noch möglich, insbesondere, wenn die Hasen in ein Maisfeld wechselten.

Wie oft ich gezweifelt und gehadert habe und die Dame wieder abmelden wollen, kann ich gar nicht mehr zählen. Aber das Hotel in Königsberg war gebucht, also gab es kein zurück mehr.

Am Freitagnachmittag erreichten wir nach einem Staumarathon wegen eines umgekippten Erdaushub-LkW auf der A81 das Hotel in Königsberg. Nach der Anmeldung dort wollte ich das Revier im 6km entfernten Holzhausen sichten. Schon nach den ersten Metern hüpfte eine Hase über das Stoppelfeld. Im weiteren Verlauf des kleinen Besichtigungsgangs waren 2 weitere Hasen zu sehen. Primarevier! Die Laune stieg, die Nervosität sank!

Samstagmorgen der 24.09.2022: Pünktlich waren um 08.00 Uhr die Richter (Josef Rieken und Ralf Schröder vom DBV und eine Richterin vom Teckelclub) und die Hundeführern mit ihren Prüflingen (2 Brandlrüden, eine Brandlhündin und meine Steirerdame) versammelt. Wegen der gerade beendeten Läufigkeit einer Brandlhündin wurde eine Strategie besprochen, mit der die Rüden nicht zu sehr abgelenkt werden. Die Erstlingsführer wurden instruiert, die Hunde schnell abzudecken, wenn ein Hase aufsteht, um zu verhindern, dass dieser auf Sicht gejagt wird. Nach der Sichtung der Jagdscheine, Impfpässe und dem Einsammeln der Ahnentafeln konnte die Prüfung beginnen. Die Schussfestigkeit aller 4 Kandidaten wurde wenige Meter vom Treffpunkt entfernt bei blauem Himmel zügig abgearbeitet. Alle Prüflinge waren schussfest und somit für die Jagd auf der Hasenspur „qualifiziert“.

Schnell war am ersten Rübenfeld die Treiberlinie aufgestellt. Nach 100m stand der erste Hase zwischen mir und dem Hundeführernachbar auf. Dieser konnte den Hund nicht schnell genug abdecken. Also sollte Ayla die Arbeit aufnehmen. Der Richter Ralf Schröder zeigte uns vorbildlich die Sasse und die Fluchtrichtung und gebot mir die Hündin anzusetzen. Ayla zeigte 0 Interesse! Also versuchte ich es erneut. Die Nase senkte sich zumindest in Richtung der Sasse. Normalerweise nimmt der Hund die Witterung auf und der Führer folgt dem Hund an der Ablaufleine über die ersten Meter bis er die Verbindung abzieht. Nichts passierte! Die Hündin schnüffelte nur mäßig interessiert um die Sasse herum. Mein frustriertes „das verstehe ich jetzt nicht“ kommentierte der Prüfer mit „dann lass Sie einfach mal laufen, mal sehen was passiert…“

Kaum war die Hundedame geschnallt, bewindete sie die Rüben rund um die Sasse aber nicht die Hasenfährte. Ich wollte in den Boden versinken! Nach meinem „Tja, dann sammle ich sie einmal wieder ein. Das war wohl nichts!“ war der Prüfer einverstanden. Fräulein Steinmättlehof hatte andere Pläne! Fast hätte ich sie geschnappt, stand ein 2. Hase auf. Wahrscheinlich hatte sie diesen „in der Nase“ und dieser war natürlich erfolgversprechender. Nun jagte Ayla regelwidrig sofort sichtlaut hinterher. Ogott, auch das noch! Was eine Blamage!

Auf die Frage, wie lange sie gewöhnlich jagt, konnte ich nur angeben, dass sie gewöhnlich nach 5-10min zurück war. Während der Richter Ralf Schröder hinter ihr herlief, versuchte ich sie abzupfeifen. Welch alberne Idee! Ayla lässt sich so eh nicht stoppen… Darüber hinaus war jetzt Herr Schröder (völlig zu Recht wie sich herausstellte) wütend: „Sofort aufhören zu pfeifen!“ hörte ich ihn noch im Lauf rufen und schon war er auf der Kuppe 200m entfernt vom Startpunkt der Jagd. Was ich nicht wusste, Ayla hatte hinter einem Busch auf Nasenarbeit umgestellt und er hatte die Uhr zur Wertung gestartet. Bei einem Kilometer verlor ich wegen besagter Kuppe die Ortung auf dem GPS-Tracker. Auch zu hören war deshalb nichts mehr. Die Jagdrichtung zeigte bis zum Verlust des Kontaktes in Richtung einer befahrenen Kreisstraße und war von dieser auch nur wenige 100m entfernt! Nun kam auch noch die Sorge zur Gefühlsachterbahn dazu. Schließlich bliebt Ally Schwester bei der AP auf der Straße, ein schreckliches Erlebnis für einen Hundeführer. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam Ralf Schröder zurück. Beim Kommentar: „Sie kommt, leinen Sie die Hündin an! Die Prüfung ist für sie vorbei! Aber pfeifen Sie nie wieder einen Hund bei der AP zurück, der korrekt jagd! Gott sei Dank, hat sie das nicht gekümmert“!  Erst jetzt verstand ich, dass sie die Prüfung doch noch „hingebracht“ hatte. Ich Esel! Beinahe hätte ich es ihr vermasselt! So lernt man immer noch dazu… Ayla war laut Stoppuhr über 15min laut jagend auf der Hasenspur unterwegs. Das war viel mehr als ich zu hoffen gewagt hatte! 😊

Auch beim nächsten Hasen jagte der etwas zu früh geschnallt Prüfling zunächst sichtlaut. Er schaltete aber bald um, nachdem der Hase hinter einem Drückjagdbock und somit aus dem Gesichtsfeld verschwunden war. Wieder zeigte Herr Schröder eine sportliche Leistung, indem er dem Hund bis zu diesem Punkt hinterherrannte. Das Warten wurde lang. Der Rüde war eine Stunde und mehrere Kilometer unterwegs. Das war eine Meisterleistung und damit eine 4er-Bank! Gratulation!

Bei den beiden nächsten Hunden war der erste Hase ein Fehlschlag. Leider hatten die Führer kein solches Glück wie ich. Ein zweiter Hase war nötig. Bei der Jagd im Rübenacker war die Folge des Hasen wohl nicht so leicht wie bei den beiden ersten Hunden auf den gepflügten Äckern bzw. den Stoppelfeldern. Sie beendeten die Arbeit am Hasen zwischen 3 und 5min. Da aber beide eine Bewertung mit Zuchttauglichkeit erreicht hatten, wurde die Prüfung nach dem 2. Hasen für sie beendet. Bei immer noch strahlendem Spätsommerwetter trat die Gruppe den Rückmarsch zum Treffpunkt an.

Mit großer Freude verkündete Josef Rieken bei der Abschlussbesprechung die 2x 4-3-3-4 und 2x 4-4-4-4 (Fährtenwille, Fährtensicherheit, Fährtenlaut und Schussfestigkeit) und ermunterte zur Teilnahme an GP und Fährtenschuhprüfung. Die erleichterten Führer wurden mit einem „Brackenheil“ in die weitere Ausbildung ihrer Hunde entlassen.

Insgesamt bleibt ein großes Lob für die fairen, sehr ruhigen und aufmunternden Prüfer. Ganz besonders begeistert bin ich von den sportlichen Leistungen von Herrn Schröder, der alles gegeben hat, um die Arbeit der beiden „Sichtjäger“ korrekt zu beurteilen. Großer Dank gebührt dem Revierpächter und seinem Begehungsscheininhaber. Sie haben uns beide bei der gesamten Prüfung begleitet und die Treiberstrategie festgelegt. Soviele Hasen „geliefert“ zu bekommen, ist keine Selbstverständlichkeit!

Mein Fazit nach dieser Prüfung:

Bracken sind sehr häufig Spätentwickler. Der Entwicklungsverlauf bei Ayla zeigt, dass ein Alter von 10 Monate nicht der optimale Zeitpunkt für eine AP ist. Der enorme Aufwand wäre sicher zu einem späteren Zeitpunkt nicht notwendig gewesen. Die Empfehlung des Richtergremiums, die Prüfung erst in der Mitte oder zum Ende des 2. Lebensjahrs durchzuführen, ist absolut nachvollziehbar.

Außerdem: Zu jeder Prüfung gehört eine ordentliche Portion (Suchen)glück dazu!