…und Treffen mit einem Gestreiften
Heute haben uns Ena und Rona besucht. Die beiden Mädels haben die Welpentruppe lieb gestreichelt und später die Welpen beim Spielen beobachtet und dann auch vorsichtig mit ihnen gespielt. Das war bestimmt eine wertvolle Erfahrung für die Kleinen. Kleine Kinderhände und das Temperament von Kindern sind etwas ganz anderes. Nur bei konsequenter Ansage durch die begleitenden Eltern kann ein solches Erlebnis eine wertvolle Erfahrung für die Hunde sein. Kinder können meistens nicht automatisch die Bedürfnisse der kleinen Lebewesen erkennen. Außerdem ist jeder Welpe schon eine „Persönlichkeit“ mit eigenen Bedürfnissen. Der eine genießt das Kraulen der Brust oder des Bauchs in Rückenlage, ein anderer braucht dafür erst ein gewisses Vertrauen, um sich auf den Rücken zu drehen oder drehen zu lassen. Der eine legt sich sofort auf den Schoß, der andere möchte erst ein wenig herumturnen und den Gegenüber beknabbern. Manche genießen das Kraulen des kleinen Köpfchens ein bisschen robuster, andere brauchen dort sehr zarte Streicheleinheiten. Wenn Erwachsene das schon häufig nicht erkennen können, wie sollen Kinder das können. Eine gute Anleitung und ein rechtzeitiges Stoppen, wenn die Grenzen der Welpen erreicht sind, ist unverzichtbar. Anderenfalls riskiert man, dass die Hunde Kinder später ablehnen.
Auch bei Aufnahme in der Zielfamilie ist eine gute und vor allem 100%-Begleitung von Welpen und Kind notwendig. Beide, Hunde und Kind, brauchen Rückzugsräume (Korb/Kinderzimmer) und haben Grenzen. Welpenzähne sind spitz und das Knabbern an Fingern, Zehen und Ohren oft sehr schmerzhaft. Was das robuste Fell des Welpenbruders nicht ankratzt, kann beim Kind eine tiefe Wunde verursachen. Eine Störung des Verhältnisses Hund-Kind ist schnell ausgelöst. Kind und Hund sollte man zumindest bis nach dem Ende der Flegelphase nicht alleine miteinander lassen. Das Kind steht in den Augen des Hundes in der Rangliste tief! unter ihm. Ebenso wie bei anderen Hunden, wird „Fehlverhalten“ in Abwesenheit höherrangiger Rudelmitglieder (Erwachsene) konsequent gemaßregelt. In Anwesenheit von Rudelchefinnen und Chefs erwarten sie, dass diese Aufgabe die Chefin/der Chef wahrnimmt! Das gilt auch für das Wegnehmen von Gegenständen durch das Kind, die sich der Hund zugeordnet hat. So sind die Regeln eines Hunderudels. Wer diese nicht akzeptiert, kann keinen Vierbeiner ohne Konflikte halten.
Hunde halten sich bei Auseinandersetzungen in der Regel an Eskalationsstufen. Ein gut sozialisierter Hund wird zuerst versuchen Distanz zwischen sich und das Kind zu bringen. Deshalb hat ein Kind nichts (alleine) am Hundekissen oder Korb verloren. Niemals! Duldet ein Hund das Anfassen an seinem Rückzugsort, sind auch in Anwesenheit von Erwachsenen die Signale eines Hundes zu respektieren. Will er in Ruhe gelassen werden sollte man ihm diese Auszeit unbedingt gönnen.
Gelingt dem Hund nicht sich zurückzuziehen und wird er weiter bedrängt, zeigt er Knurren, Bellen, Zähnefletschen und schließlich Luftschnappen. Das sind die letzten Warnzeichen vor einem maßregelnden Zwicker. Für einen Artgenossen ist das schmerzhaft aber nicht verletzend. Für die dünne Menschenhaut bedeutet das „Kratzer“ bis hin zu (tiefen) Wunden. Bis zum Beschädigungsbeißen muss jedoch meist noch mehr passieren. Wir haben das bei Enna nicht berücksichtigt. Unser 5-jähriger temperamentvoller Sohn hat die junge Hündin so lange bedrängt bis diese beim Schnappen angekommen war. Die Bestrafung des Hundes war die absolut falsche Antwort in dieser Situation! Erst hätte ich mir eine an die Backe hauen sollen, dass ich beide alleine gelassen habe. Dann hätte ich den Sohn mit menschlichen Konsequenzen maßregeln sollen. Auch unser größter Hundefreund Tristan hat diese Erfahrung mit ungefähr sechs Jahren schon bei uns gemacht und ein paar Tränchen vergossen, nachdem er Enna im Hundekorb bedrängt hat. Bei Ally ist es Gott sei Dank noch nie zu einer solchen Situation gekommen. Man sieht ihr aber an, dass sie unter fortwährendem Bedrängen enorm leidet. Das sollte kein Hund erdulden müssen!
Wie angekündigt haben wir den Frischling heute auf der Wiese 20m oberhalb der Nebelgrenze in der Sonne ausgelegt. Aragorn hat die Spur der kurzen Schleppe sofort aufgenommen und als erster zum Stück gefunden. Nach seinem Überraschungsfund wollte er den 4kg-Frischling am liebsten gleich auffressen. Auch die anderen Kleinen haben mit der Sau nicht lange gefackelt und sie ordentlich gerupft und gebeutelt. Diese Beute kennen die Sprösslinge jetzt. Auf zu neuen Erfahrungen in der nächsten Woche!