Früh übt sich…
…was ein Meister werden soll. Ein Jagdhund soll später beim Stöbern oder der Nachsuche sportliche Spitzenleistungen erbringen können. Ebenso soll der Hund Alltagssituationen wie das Mitfahren im Auto oder einem Boot bewältigen. Für uns ist das selbstverständlich. Doch ist es das auch für den Hund?
Wie auch beim Menschen sind für besondere Leistungen Grundlagen erforderlich. Umso früher eine spielerische Vorbereitung erfolgt, desto eher wird der Heranwachsende oder Erwachsene die Aufgaben bewältigen. Wie das „Kinderturnen“ für den Zweibeiner muss auch das Turnen der Welpen mit positiven Erfahrungen verbunden sein und Spaß machen. Gleichzeitig muss es mit allgemeinen Übungen spezielle Bewegungs- und Sensoriksysteme ansprechen.
Die Gelenke und Knochen sind noch keinen Spitzenbelastungen gewachsen. Sprünge/Abstürze dürfen noch nicht sein. Ähnlich wie beim Menschen können Überbeanspruchungen und „Unfälle“ sonst Wachstumsfehler der Knochen (Aseptische Knochennekrosen/Epiphysiolyse) und Schäden an den Knorpelüberzügen der Gelenksoberfläche verursachen. Die Folge sind Schäden unter denen der Hund ein Leben lang leidet.
Besonders geeignet sind Übungen, die über komplexe motorische Bewegungsabläufe die intra- und intermuskuläre Koordination (Steuerung in einem Muskel und Steuerung des Zusammenspiels der Muskeln) fördern. Gleichgewichts- und Stabilisierungsübungen sowie Balanceübungen bieten all das. Das Wackelbrett und die Schaukel ebenso wie eine Leiter/ein Steg mit weiten Sprossen sind geeignete Übungsgeräte. Aber auch das Erklettern oder Absteigen eines Hangs und das wilde Spiel mit der Mutter, die die Welpen fordert, sind wichtig. Besondere Bewegungsformen (Kriechen) können natürlich auch durch Röhren oder ähnliche Hilfsmittel gefördert werden.
Auto- oder Bootfahren (oder sogar Fliegen) richtet hohe Anforderungen an das Gleichgewichtssystem. Alle landlebenden Lebewesen sind eigentlich von der Evolution nicht auf schnell wechselnde Bewegungen in mehreren Raumrichtungen „vorbereitet“ (besser wäre von selektioniert zu sprechen). Deshalb muss wie bei Piloten und Astronauten das Gleichgewichtssystem dafür vorbereitet und trainiert werden. Primaten wie der Mensch haben einen großen Vorteil: Sie sind Traglinge! Die Mitnahme des Säuglings bei komplexen Bewegungen (Laufen, Gehen, Klettern) z.B. im Tragetuch ist ein ideales Training für das Gleichgewichtsystems. So „saugen“ die Kleinen diese Bewegungsabläufe quasi mit der Muttermilch auf. Absolut unverständlich, wie Menschen in den „Kulturnationen“ in guter Absicht ihre Kinder in einem sich linear bewegenden Vehikel vor sich herschieben anstatt wie ursprünglich lebende Kulturen diese mit sich herumtragen. Aus sportphysiologischer Sicht ist das ein später kaum noch gut zu machende Entscheidung. Bis so ein Kind einen Salto springen kann, dauert es viel länger als bei einem Kind das buchstäblich dauernd „durchbewegt“ wird.
Ein Hund, der sich in unserer Zivilisation (Fahrstuhl, Auto, Boot, …) zur recht finden soll, braucht ebenfalls dieses „Durchbewegen“. Das kann die Hand des Züchters, die Schnauze und die Pfoten der Hündin oder das gezielte Autofahrtraining mit der ganzen Welpenmannschaft sein. Ally ist auf der Wiese nicht zimperlich mit ihren Sprösslingen. Sie wirft und kugelt die Kleinen wie Rollmöpse den Hang hinunter. Den Zwergen macht das einen Riesenspaß. Kaum ausgekugelt, rennen die die Mutter erneut an. Da neue Erlebnisse in der Gruppe viel leichter erarbeitet und verarbeitet werden, haben wir schon mehrere kleine und eine große (2 über eine Stunde) dauernde Fahrten übernommen. Ein großer Vorteil für die neuen Besitzer ist natürlich, dass auch die Fahrt ins neue Zuhause weder ein großer Stressfaktor für den Hund noch für den Besitzer (mit Erbrochenem, Urin und Losung verschmierter panischer Welpe) wird 😉. Stress hat der oder die kleine beim Verlassen seines Primärrudels sowieso genug… Doch davon im nächsten Beitrag. Jetzt geht es erst einmal wieder auf die Wiese mit der ganzen Truppe!




