Gebrauchsprüfung (GP) in Templin in der Uckermark
Uckermark: Ich hatte schon oft von dieser Naturschönheit gehört. Leider blieb Brandenburg bisher ein „weißer Fleck“ auf der persönlichen Landkarte. Da ich die Öffnung der Ausschreibung für die Prüfungen für AP und GP verschlafen hatte, blieb nur noch, zu nehmen was übrig war:
AP für Ayla in Königsberg und GP für Ally in Templin. Beim Blick auf die Karte gab es keinen Grund mit dem Schicksal zu hadern. Königsberg war ein Traumstädtchen in Franken und Templin ist ebenfalls mehr als eine Reise wert. Bereits am Anreisetag überraschte uns das „Kirchlein im Grünen“ in Alt Placht ebenso wie der der naturbelassene, idyllische Platkowsee. Vom Biber benagte oder gefällte Bäume hatte ich noch nie gesehen, ebenso noch nie einen Biberdamm. Pfeifend sind die Nager vor den beiden Hunden in ihren Bau geflüchtet. Das war ein starker Empfang im Norden!
Nach einer guten Nacht im Appartement des Lindenhofs, einer Empfehlung des Regionalobmanns Thomas Lüneburg, konnte die Prüfung kommen. Es blieb trotzdem das mulmige Gefühl im Bauch wegen der misslungenen Generalprobe beim Abliegen am vergangenen Wochenende. Am Treffpunkt beim Haus des Revierförster Hirdeis in Gandeniz erwarteten uns außer drei Prüfern und den Hundeführern zwei Begehungsscheininhaber, die uns charmant den ganzen Tag im Revier begleiteten. Schnell wurden die Formalien erledigt und auf Kommando des prüfungsvorsitzenden Peter Werner ging es in das angrenzende Revier des Templiner Forsts.
Bei frischen Fährten sollte die Stöberleistung (Art der Suche) zuerst geprüft werden. Der erste Brandelrüde Arne vom Haingrund fand in einem gezäunten Waldstück (mit vielen Lücken…) nach gefühlt wenigen Sekunden und scheuchte Rehe aus der Dickung. Der rehreine Gonczy Polski-Rüde Ajax vom Paulsgraben sollte ein weiteres Waldstück absuchen, entschied sich aber für das Stück des ersten Hundes und brauchte natürlich etwas länger um seine geliebten Sauen zu finden. In einer Meisterleistung wurden diese auf die Läufe gebracht. Nun waren wir am Zug. Ein weiteres „Quadrat“ wurde uns zugeteilt. Schon beim Ansetzen des Hundes war klar, dass Ally andere Pläne hatte. Sie windete permanent in Richtung des Waldstückes, in dem schon die beiden Vorgänger gefunden hatten. Mir zuliebe suchte sie wenige Minuten im zugewiesenen Bereich, um mir zu zeigen: „Da ist nichts!“ Mit Freude wendete sie sich zum Zaun und wollte diesen queren. Der Prüfer empfahl sie abzurufen und erneut zu schicken. Ich entschied mich, meine Hündin das selbst herausfinden zu lassen. Denkste! Lücke im Zaun gefunden und ab ins Eldorado! Nach 5 Minuten Ruhe waren die ersten Laute zu hören. Ganz kurz und immer wieder! Ich kenne das schon. Der Prüfer meinte: „sie faselt“. Ich versicherte, als ich ihm sagte, dass sie das Lager gefunden hat und die Fährten nicht mehr ganz frisch sind. Nun wollte er das GPS sehen. Auf dem GPS bewegte Ally sich aber fort. Erneut der Kommentar: „schlecht! die faselt!“. Wenige Sekunden darauf erklingt giftiges Gebellt! Standlaut, wenige Male. Ruhe! Erneut 3-4 Male ein giftiger Laut und Pause. „Mach schon Biene! Lass mich nicht hängen!“. Als ob sie das gehört hatte, ging jetzt die Post ab! Permanent giftiger, aggressiver Laut. Madam scheucht Schweine! Uff!
Nach 500m hatte sie genug und machte kehrt. Angrenzend an die Prüfung fand eine Treibjagd statt. Nach zahlreichen Schüssen wechselte ein starker Keiler vor mir in die Richtung der rückkehrenden Hündin. „Oh nein, dieses Schwergewicht muss jetzt nicht sein!“. Der Prüfer ordnete Abrufen an! Ally kam in meine Richtung windete aber den Keiler und wollte sich diesen nicht nehmen lassen. In nächster Nähe eines weiteren beobachtenden Richters versuchte der Keiler in die Umzäunung einzubrechen. Am Zaun krachten Hündin und Keiler aufeinander. Wegen der warmen Temperaturen hatte ich die Weste weggelassen. Gott sei Dank verhinderte der Zaun eine Verletzung der Hündin! Bei der Rückkehr ließen sich an der stark nach Sau riechenden Hündin glücklicher Wiese keine Verletzungen finden.
Auch der letzte Brandelrüde Are vom Wacholderholz fand und jagte wie gewünscht. Alle Hunde bekamen für die weit überdurchschnittliche Leistung die volle Punktzahl! Die Prüfer waren begeistert.
Das Verhalten am Stück lief sehr gut. Da ich meine Naschkatze kenne, hatte ich sie nach dem Jagen mit Leckerlis vollgestopft. Nach kurzem Bewinden verlor sie die Lust am Stück.
Beim Ablegen hatte ich mich für das Anbinden entschieden. Natürlich darf der Hund die Leine nicht straffziehen. Der Ablegeort war widrig. Das Moos war von den Sauen zerwühlt und mit Reisig übersäht. Sch… Madam stand bei meinem Abmarsch auf und wollte nicht bleiben. Also ein paar Schritte zurück gegangen und die Kleine ganz leise angeknurrt und ihr den Teufel auf den Hals gewünscht, wenn sie aufsteht! Wir verstehen uns! Sie blieb bis zum Schuss liegen und setzte sich dann Gott sei Dank nur auf. Puhhh, das war knapp! Punktabzug aber wir waren noch im Rennen! Die KO-Phase war quasi überstanden.
Die Treibjagdsituation ist meiner Meinung nach mit dem Tierschutz kaum zu vereinbaren. Schießen neben dem Hund, auch wenn es nur die Flinte ist, ist für mich eine Qual für die Hundeohren. Ich hatte es nicht geübt und werde das auch niemals üben. Ally ist bei jedem der beiden Schüsse aufgesprungen und hat mir erkennbar die „Stinkepfote“ gezeigt, blieb aber neben mir. „Tut mir leid Süße! Ich mach das auch nie wieder!“
Die Leinenführigkeit und frei bei Fuß hatte ich bis zum Umfallen geübt. Es war zuhause brilliant. Die Leistung bei der Prüfung war sehr lauwarm und es brauchte leider ein paar Knurrer, um sie nicht vorprellen zu lassen und die Nase vom sauenverwühlten Boden zu nehmen. Sei es drum! Dafür gab es zu Recht Punktabzug!
Für die Schussfestigkeit mussten wir auf eine zauberhafte Waldwiese wechseln. So schnell wie diese Übung hatten wir keine erledigt. Wahnsinnshunde: Sofort fingen alle an zu stöbern, schauten beim Schuss kurz auf, um sofort die Suche fortzusetzen. Wow!
Schon hier machten die Richter klar, dass sie selten eine solche gute Prüfung gesehen hatten und ließen uns „aufsitzen“ zur Fahrt ins Suchenlokal „Zur Linde“ in Gandenitz. Nach der Richterbesprechung wurden die Urkunden übergeben. Mit 177 Punkten wurde der Brandelrüde von Toni Roscher aus Chemnitz Suchensieger. Knapp dahinter reihten sich mit 175 Punkten der Gonczy Polski Rüde und die Steirerdame Ally ein. Wegen einer weniger guten Schweißprüfung musste Are vom Waholderholz mit immer noch guten 148 Punkten bewertet werden. Dass die GP eine anspruchsvolle Prüfung ist, zeigen die auf der DBV-Homepage veröffentlichten Ergebnisse der Prüfungen von 2022. 23 Hunde wurden geprüft. 7 Hunde, und damit fast 1/3, haben leider nicht bestanden. 16 Kandidaten konnten die Prüfung erfolgreich abschließen. Bei der Templiner Prüfung waren somit der Punktzweite für alle GPs des DBV im Jahr 2022 und die beiden 3.-plazierten am Start. Eine Prüfung mit solchen Hunden macht natürlich besondere Freude. Mit Bauernfrühstück und Schnitzel sowie Bier wurde der Tag bis zum Auseinandergehen am Nachmittag gefeiert.
…und für uns beginnt jetzt der Wanderurlaub in der Uckermark. Die folgenden Bilder sind Appetizer für einen Besuch in dieser zauberhaften Landschaft im farbenprächtigen Herbst.