Bericht SP1-FS Neuhäusel am 25.08.2019 (auf der Homepage des DBV)

Neuhäusel im Westerwald 08.00 Uhr: alle 9 gemeldeten Gespanne sind am Forstamt Neuhäusel eingetroffen. Die Jagdscheine der Brackenführer und der Impfstatus der Hunde sind überprüft, die Ahnentafeln abgegeben. Erfreut über die pünktliche Anwesenheit eröffnet als Prüfungsleiter Andreas Meyer, unser Obmann für das Prüfungswesen, die jährliche Schweißprüfung in Neuhäusel. Am Start sind Suchenteams von Hamburg bis ins südlichen Baden-Württemberg.
Nach einem herzlichen Dank im Namen des DBV an den Leiter des Forstreviers Neuhäusel Herrn Bernd Nückel für das Bereitstellen des Suchenreviers und die tatkräftige Unterstützung werden die Prüfer vorgestellt. Als Prüfungsleiter richten Harald Jung, Ralf Schröder und Andreas Meyer in den drei Prüfungsgruppen. Aus befreundeten Brackenvereinen und auch aus dem Teckellager sind Mitrichter anwesend, um eine faire Prüfung auf dem Stand des JGHV zu gewährleisten. Zur großen Freude des Obmanns und des ganzen Vereins sind neben den erfahrenen Richtern mit Lina Richardt und Stefan Lehn auch zwei RichteranwärterInnen dabei, die dazu beitragen werden, auch in der Zukunft den hohen Leistungsstandard unserer Bracken durch die ehrenamtliche Tätigkeit als Richter zu dokumentieren und zu sichern.
In einer klaren und ruhigen Ansprache schildert Andreas Meyer anschließend noch einmal den Prüfungsablauf auf Grundlage der Verbandsfährtenschuhprüfungsordnung (VFSPO) des JGHV und der Brackenvereine wie diese auch auf der Homepage des Vereins zu finden sind: Die Fährten sind mit den Losnummern und allen weiteren erforderlichen Angaben am „Standunkt des Schützens“ und am Stück ausgezeichnet. Zu arbeiten ist eine am Vortag (mind. 20 Stunden) mit mindestens 1000 m mit Schwarzwildschalen getretene Kunstfährte mit 3 nahezu rechtwinkligen Haken und 2 Wundbetten sowie 4 Tropfbetten mit insgesamt max. 100 ml Schweiß auf der Fährte. Am Ende der Fährte erwartet den Hund und Führer ein Frischling. Die Einweisung erfolgt am Schützenstand durch den Leiter der Prüfungsgruppe. Er zeigt die Ecken des 30 x 30m großen Anschussquadrats, die Richtung, in der das Stück beschossen wurde, und die Fluchtrichtung, in der das Stück das Quadrat verlassen hat. Das Gespann hat 15 Minuten Zeit, den Anschuss zu finden und anzusprechen oder kann die Suche ohne das Auffinden des Anschusses aufnehmen. Findet das Gespann den Anschuss nicht, wird dieser vom Richter gezeigt. Die Hilfe gilt dann aber als 1. Abruf. 2 Abrufe sind zulässig, mindern jedoch das Prädikat für die Arbeit. Wichtig ist dem Prüfungsleiter, dass die Hundeführer klar und deutlich die von ihnen erkannten Pirschzeichen aufzeigen. Eine Kommentierung von den nachfolgenden Richtern erfolgt ebenso wenig wie Hilfestellungen. Die Begleiter folgen, ob auf richtiger oder falscher Fährte, leise im ausreichenden Abstand für eine Suche am langen Riemen. Außerdem verweist Herr Meyer darauf, dass sich der Prüfling zu kommunizierten Pirschzeichen vom Richterteam zurückbringen lassen kann. Optimal ist aus seiner Erfahrung, die Fährte im Verlauf mit Markierungsband selbst zu kennzeichnen, da solche Punkte vom Führer selbständig bei Rückgriffen gefunden werden können. Erlaubt ist alles, was der normale Nachsuchenbetrieb in der Realität erfordert, wie zum Beispiel Zurückgreifen, Vorsuchen und Umschlagen. Zuschauer sind mit Zustimmung der Richter und des Prüflings zugelassen. Hunde dürfen nicht mitgeführt werden.

Nach dem Update über die Modalitäten der Prüfung erfolgt die Auslosung. Dabei wird berücksichtigt, dass eine Hündin in der Hitze ist und in einer Gruppe mit Hündinnen geprüft werden muss um den Rüden das Suchen nicht unnötig zu erschweren. Da bei 3 Prüflingen eine Befangenheit angenommen wird, da der Richter einer Gruppe zugleich Züchter der geführten Hunde ist, werden diese zuerst auf die beiden anderen Gruppen gelost. Zuletzt greifen die übrigen Teilnehmer in den Hut mit den Losen.
Vor dem Abrücken in den Gruppen ins jeweilige Suchenrevier spricht Herr Meyer aus, was allen Teilnehmern bewusst ist und gewisses Unbehagen bereitet: die Witterung ist hervorragend für Ausflügler in den Westerwald. Für unsere Hunde ist die Trockenheit des Bodens eine Herausforderung! Auch wenn es noch kühl ist, gegen Mittag ist mit hochsommerlichen Temperaturen zu rechnen. Das sind aber noch nicht alle „Fallstricke“. Im Revier warten zahlreiche Rotwild-, Rehwild- und Schwarzwildverleitungen über den Fährten. Suchenglück gehört nun einmal zum „Geschäft“. Deshalb entlässt er die Gespanne mit dem Wunsch auf „viel Suchenglück“ in die Prüfungsaufgabe.
Im Zielgebiet angekommen kann das erste Gespann zum Suchenanfang gebracht werden während ein Richter das „gesuchte Stück“ ans Ende der Fährte bringt. Den beiden nächsten Kandidaten wird ein „unschädlicher“ Gassiweg zur Beruhigung von Hund und Führer zugewiesen. Bis zum Mittag haben alle Prüflinge ihre Fährten gearbeitet. Ein erstes Feedback am Ende der erfolgreichen oder nicht erfolgreichen Suche ist bereits erfolgt.
Im Suchenlokal „Zum Alten Bierhaus“ in Arzbach erfolgt die Auswertung und Dokumentation der Prüfung durch die Richter sowie die Ehrung der erfolgreichen Gespanne. Wie auch in den Vorjahren zeigt sich, dass die Bedingungen wieder sehr anspruchsvoll waren und einfach alles stimmen musste inklusive dem Suchenglück, um die Prüfung an diesem Tag zu bestehen. Leider war das Suchenglück ein wenig nach dem „alles oder nichts Prinzip“ verteilt. So stand bei einem Teilnehmer direkt am Anschuss ein Reh auf und der Hund war nicht mehr zur konzentrierten Arbeit zu motivieren. Nur 3 Teams haben das gesuchte Stück erreicht. Diese werden jedoch für gute Zusammenarbeit bei der Arbeit im Gespann und die gefundenen Pirschzeichen mit einem ersten Preis prämiert. Der Suchensieger Ally vom Salonwald erreichte bereits nach 26 Minuten den Frischling.
Beim Ausklang im Suchenlokal geben die Prüfer noch einmal in kollegialer und wertschätzender Form Tipps, wie die Suchenarbeit weiter verbessert werden kann und motivieren zur erneuten Teilnahme bei Prüfungen. So klingt die Veranstaltung am frühen Nachmittag bei strahlendem Sonnenschein auf der Terrasse des „alten Bierhauses“ aus.
Erstlingsführern würde ich als Erstlingsführer die Tipps meines Regionalbeauftragten Norbert Kuhn mitgeben, von denen ich -neben vielen anderen wertvollen Tipps von ihm und meinem Züchter- besonders glaube, dass diese zum Suchenerfolg beigetragen haben:
Bei weiterer Anfahrt ist es sehr hilfreich, stressfrei am Vortag anzureisen und es sich und dem Hund am Zielort noch einmal so richtig gut gehen zu lassen. Das ist im zauberhaften Westerwald kein Kunststück, denn Gelegenheiten dafür bieten sich an jeder Ecke. Meine Hündin hat sicher gemerkt, dass wir etwas Besonderes und „Tolles“ vorhaben, wenn sich der Chef so viel Zeit für ihn sie nimmt. Das hat sicher den Eindruck vom „Hibbelfrosch“ am Ende der Leine am Prüfungstag ein Stück weit kompensiert. Ein Erkunden der Bedingungen der Prüfungsumgebung wie Boden-, Gelände- und Vegetationsform beruhigt (hoffentlich) den Führer, der ja bestimmt seinen Hund schon unter verschiedenen Bedingungen eingearbeitet hat und merkt, dass man das ja schon alles einmal unter vergleichbaren Bedingungen geprobt hat. Ein kurzer Spaziergang am Prüfungstag vor dem großen „Aufmarsch“ am Sammelplatz reduziert den Adrenalinspiegel.
Besonders bewährt hat sich bei mir die Umstellung der Suchenarbeit in der letzten Zeit vor der Prüfung auf GPS-Fährten, die wie in der Prüfung eine andere Person getreten hat. Wenn dann noch ein Begleiter das GPS während der Arbeit am Riemen kontrolliert, kann der volle Fokus auf der Arbeit des Hundes liegen. Erst durch diese Form der Suche habe ich wirklich gelernt, den Hund zu lesen und nicht nur die farbigen Bändchen zu jagen.
Last but not least: Das Nachsuchenseminar des DBV in Bad Neustadt ist einsame Spitze. Von Basisinformationen der Einarbeitung bis sind zu sehr speziellen Problemen der einzelnen Hunde und Führer konnten dort Hilfen abgegriffen werden. Einen Riesendank dem DBV und seinen Akteuren für solche Angebote!