Steirische Rauhaarbracke

Wenn wir die Geschichte der Steirischen Hochgebirgsbracke, wie diese Rasse ursprünglich hieß, betrachten, wird deutlich, dass Hybridhunde wie der Schwarzwälder Schweißhund keine Neuerfindung unserer Zeit sind. Die Kreuzung von Hundeschlägen oder definierten Rassen untereinander, um erwünschte Eigenschaften zu kombinieren, wurde beim Herauszüchten der heutigen Hunderassen schon im ausgehenden 19. Jahrhundert bei der Formung der BGS und Steirischen Bracken eingesetzt.
Die Kreuzung von Hundeschlägen oder definierten Rassen untereinander wurde beim Herauszüchten der heutigen Hunderassen schon im ausgehenden 19. Jahrhundert bei der Formung des Bayrischen Gebirgsschweißhunds und der Steirischen Rauhaarbracken eingesetzt. Mit dieser Praxis sollten erwünschte Eigenschaften unterschiedlicher Rassen kombiniert werden.
Der Unternehmer und passionierte Hochgebirgsjäger Peintinger wollte für seine alpinen Jagden in der Steiermark robuste, wiederstandfähige Hunde, die mit den rauen klimatischen Bedingungen und dem Bewuchs des Hochgebirges zurechtkamen. Außerdem wollte er hochläufige Hunde, die auch in den steilen Bergflanken und den felsigen Bereichen dem Wild trittsicher folgen konnten. Doch damit nicht genug, sollte die Nase so gut, der Fährtenwille und die Fährtentreue so ausgeprägt sein, dass der Hund auf der warmen Hasenspur mit klingendem Geläut kilometerweit folgen konnte. Mit gutem Orientierungssinn sollten die Hunde jederzeit ohne fremde Hilfe zum Führer zurückfinden. Wildscharf sollten die Hunde sein, um verletzte Stücke schnell durch Abtun oder Niederziehen zur Strecke zu bringen oder um wehrhaftes Wild zu stellen. Mut, Entschlossenheit und Beutetrieb sollten die Hunde beim Brackieren des Fuchses zeigen. Als riemenfeste, bewegliche und leichte Schweißhunde sollten sie die schweren Leithunde in alpinen Bereichen ersetzten. Da es nach seiner Auffassung diese Rasse noch nicht gab, begann er mit der Zucht eines neuer neuen Jagdhunderasse.
Die vorzügliche Nase, Ruhe, Leichtführigkeit und Konzentration auf die Fährte sollte die importierte Hannoveraner Schweißhündin Hella I liefern. Den lockeren Hals, Schärfe, den Spurwillen und die Widerstandfähigkeit sollte ein rauhaariger „Istrianer“ bzw. „Bosnischer“ Brackenrüde (Trennung des Standards erst in den 60er Jahren des 19.Jh.) in die Kreuzung einbringen. Aus den Nachkommen und der Einkreuzungen einer weiteren Hannoveraner Schweißhündin sowie Istrianer Bracken wurde in strenger Selektion das gewünschte Profil der roten rauhaarigen Peintinger Bracke nach und nach weiter geschärft. 1886 wurden die Hunde als neue Rasse die „Steirische Rauhaarige Hochgebirgsbracken“ ins Österreichische Stammbuch aufgenommen. Durch die außergewöhnliche Nasenleistung, die exzellente Beweglichkeit im extremen Gelände und zuverlässige Wildschärfe bewährte sich die Steirische bei Nachsuchen auf Schalenwild. Die hirschroten bis fahlgelben Jagdgenossen wurden wegen ihrer Eigenschaften und ihrer ansprechenden Erscheinung überwiegend von Förstern und Berufsjägern im Hochgebirge eingesetzt. Die Leistungen der Rasse bei der Jagd auf wehrhafte Sauen führten schon um die Jahrhundertwende zum Import der Hunde für die Saujagd des Adels nach Ostpreußen.
Bei der weiteren Zucht der Rasse wurden immer wieder Istrische Bracken eingekreuzt, um den Genpool durch die Leistungszucht nicht zu schmal werden zu lassen und die Rasse damit „gesund“ zu erhalten. Diese Praxis wird auch heute noch von den Zuchtverbänden in Österreich, der Schweiz und Deutschland gelebt.
Die Versammlung dieser Eigenschaften durch langjährige Leistungsauswahl macht die Steirische zu einem Hochleistungsprofi, der Beute machen will. Die ausgeprägte Passion imponiert für den unerfahren Beobachter gelegentlich als Sturheit. Ohne eine konsequente, aber einfühlende Führung können die jagdlich erwünschten Eigenschaften eine ungewollte, negative Verstärkung erfahren. Aus einem Spitzenathleten wird auf dem Sofa schnell ein „unzufriedener Quälgeist“. Ohne brackengerechte Aufgaben und Förderung suchen sich diese Arbeitshunde andere „Aufgaben“. Im besten Fall ist das noch die Schuhentsorgung oder das Akten- oder Klopapierschreddern. Im schlimmsten Fall wird die Wildschärfe an Menschen ausgelebt. Deshalb wird die Rasse nur an aktive Jäger abgegeben.
Wer Spitzenleistungen wünscht, muss ein adäquates Training bieten und sich hierfür selbst fit halten. Auch wenn viele Eigenschaften angewölft sind, Konzentration und Ausdauer müssen wie beim Menschen stetig trainiert werden. Ein unfitter Jäger wird für wehrhaftes Wild schnell zur „Beute“.
Heute wird die Steirische Bracke in sehr unterschiedlichen Revieren eingesetzt. Auch außerhalb der Alpen gibt es mit Brennnesseln, Schwarzdorn- und Brombeerhecken Vegetation, die Hunden viel Widerstandsvermögen und Beutewillen abverlangt. Anspruchsvolle Waidgerechte Bewegungsjagden, bei denen hochwertiges Wildbret gewonnen wird, spielen heute eine immer größere Rolle. Durch die laute Jagd bringt die Steirische Bracke als Solojäger Kurzstreckenflüchter in Bewegung, bevor der Hund Sicht vom Wild bekommt. Somit hat das Wild genügend Zeit sich zu orientieren und muss nicht hochflüchtig mit maximalem Stressniveau lange Fluchten bewältigen, was für einer hochwertigen Milchsäurereifung des Wildbrets abträglich ist.
Durch couragiertes Herangehen, aber überlegtes Angehen von Sauen bringt die Steirische Schwarzwild meist in Bewegung und hält diese darin. Bei zu wehrhaftem und attackierendem Wild, wie das bei wunden Sauen häufiger der Fall ist, wird dieses gestellt und gebunden bis dieses im Idealfall mit Hilfe von weiteren Hunden oder Treibern in Bewegung gebracht wird oder abgefangen werden kann.
Bei entsprechender Ausbildung mit dem Fährtenschuh und später auf der roten Fährte bewältigten die Hunde einfache Gelegenheitsnachsuchen mühelos. Auch bei Nachsuchegespannen sind Steirische Rauhaarbracken im Einsatz. Wie bei jeder für die rote Fährte geeigneten Rasse bedarf ein solcher Einsatz auf der Wundfährte einer Mindestzahl von Suchen und oder Trainingseinheiten und ist nicht mit der gelegentlichen Todsuche zu vergleichen.
Mehrere mir bekannte Brackenführer setzen ihre Hunde zum Stöbern und auf der Nachsuche ein. Das ist bei einigen Steirischen Bracken durchaus möglich, da sie situativ unterscheiden können, welche Aufgabe ihnen abverlangt wird. Auch hier sind Übung und Routinen für die jeweilige Aufgabe erforderlich, um die Hunde auf die geforderte Arbeit vorzubereiten und sie im konkreten Fall darauf „einzustimmen“.
Als Einstimmung habe ich das Video des Schweizer Klubs für Österreichische Bracken auf Youtube gelinkt. Eine sehr treffende Darstellung der Rasseeigenschaften!