Ally und Jan-Peter sind ein geprüftes Therapiebegleithundeteam
Ein großer Teil unserer Lebenszeit verbringen die Hunde, Marieta und ich am Arbeitsplatz in der Haus- und Betriebsarztpraxis. Die Hunde begleiten uns bisher nur passiv in die Praxis und warten geduldig auf ihre Zeit in der langen Mittagpause und am Abend im Wald oder auf dem Hundeplatz des VDH Durbachtal. Beide Hunde sind eine große Freude und Unterstützung in der Freizeit und auf der Jagd. Einen „Unterstützung“ als Co-Therapeut durch die Hunde im Job war ein großer Wunsch, an den wir uns bisher nicht gewagt haben. Die Neugier auf Neues und der Wunsch auf eine Bereicherung des Tätigkeitsspektrums und der Ausbildungsmethoden hat dann doch die Oberhand gewonnen und die Beschäftigung mit dieser Option wurde intensiver. Mit Barbara Wahlig, die schon lange mit Ihrem Hund Andor im therapeutischen Setting arbeitet und im Verein „Hunde begleiten Leben“ in Freiburg ausbildet, konnte ich erste Fragen klären. Dabei fühlte mich ermuntert, die Ausbildung zu wagen. Jetzt liegen 2 intensive Ausbildungswochen, eine theoretische und praktische Prüfung, der Videodreh von eigenen Therapiesequenzen, die Vorbereitung auf eigene Interventionen und vieles mehr hinter uns. 3 Supervisionen, auf die ich mich sehr freue, fehlen zum Zertifikat „Therapiebegleithundeteam“ der ISAAT.
Das Wunderbare am therapeutischen Setting der Therapiebegleithundearbeit im Rahmen der ISAAT und ESAAT-Fachverbände ist, dass ausschließlich natürliche Verhaltensweisen der Hunde genutzt werden und überwiegend jagdliche Betätigungen in Form einer „Ersatzjagd“ eingesetzt werden. Verlorensuche, Fährte, Markieren, das Spiel mit der Reizangel und Apportieren sind nur einige Beispiele der Jagdsequenzen, die Verwendung finden. Viele Methoden stammen aus der Ausbildungsmethode des Natural Dogmanship von Jan Nijboer und seinen „SchülerInnen“.
Das schönste daran ist jedoch, dass ich gelernt habe, dass Bracken, wie die meisten Hunde, viel mehr können, als ihnen zugeschrieben wird, wenn sie den Sinn einer Übung verstehen und die Tätigkeit ihren Bedürfnissen entspricht. „Schmerzlich“ ist, dass ich das vermeintlich einfachere Automatenprinzip der Leckerlis bei Seite legen und mich dem Hund erklären und um Unterstützung bitten muss. Aktiv mit Hund zu sein, bedeutet damit eher, gemeinsam mit dem Partner auf vier Pfoten zu suchen und zu lernen, und nicht, dem Hund abrufbare Sequenzen über zu stülpen.
Das Studium der modernen wissenschaftlichen theoretischen Grundlagen der Mensch-Hunde-Interaktion war und ist immer noch eine große Bereicherung für mich. Die Beziehung zu meine beiden Hundedamen erhält dadurch eine andere Qualität. Nun weiß ich bei vielen der Hunden-Mensch-Interaktion nicht nur, dass es sich gut anfühlt, sondern auch warum sich etwas positiv (mit einer gewissen wissenschaftlichen Irrtumswahrscheinlichkeit 😉) auf die Beziehung und Bindung zum Hund und auf das Wohlbefinden von Hund und Beziehungsperson auswirkt. Ein Hund ist kein Mensch und trotzdem ein Individuum, ein ebenbürdigen (Jagd)Partner mit Sinnen und Emotionen, fähig zu eigenständigen Denkleistungen und mit sehr vielen berechtigten Bedürfnissen. Leider werden wir dem nicht immer gerecht, schon gar nicht mit vielen unserer traditionellen (jagdlichen) Ausbildungsmethoden.
Aber zurück zur Jagd: Jagd ist neben dem Territorialinstinkt, Sozialinstinkt und Sexualinstinkt einer der 4 Instinkte des Hundes. Wir Jäger können (gut und verständnisvoll geführt) in der gemeinsamen! Jagd 2 dieser Instinkte gleichzeitig bedienen und damit vieles bieten, was für Nicht-Jäger viel schwieriger ist. Nutzen wir diese Chance für die Gestaltung unserer Beziehung zum Jagdgefährten!